Das Generationen-Manifest

Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft müssen endlich wieder in eine zukunftsfähige Richtung gehen, das ist auch das Ziel des „Generationen-Manifests“.
Professor Dr. Ernst Ulrich von Weitzsäcker war einer der Erstunterzeichner dieser ursprünglich 2013 von einer Gruppe von Bürgern veröffentlichten Erklärung.
In der aktuellen Fassung lautet sie:

Wir sind Bürgerinnen und Bürger unseres Landes, die Besorgt festgestellt haben: Die älteste Übereinkunft der Menschheit ist in Gefahr – der Generationenvertrag.
Vorangegangene Generationen haben immer versucht, ihren Kindern eine bessere und gerechtere Welt zu hinterlassen.
Auch deshalb geht es uns heute so gut wie nie zuvor.
Wir, die Goldenen Generationen, der nach dem Krieg geborenen, haben dieses urmenschliche Anliegen stillschweigend kassiert und ahnen jetzt,
dass wir unseren Kindern eine Fülle von ungelösten Problemen vor die Füße werfen.
Dabei wissen wir längst, dass es jetzt von uns abhängt, ob die Grundlagen für eine lebenswerte Zukunft erhalten bleiben.
Die Lage ist erschreckend. Unsere Leistungsgesellschaft mit ihrem Produktions- und Wachstumswahn ist dabei,
die Erde für unsere Nachkommen unwirtlich und unbewohnbar zu machen.
Wir müssen uns deshalb entscheiden, ob wir uns mit diesem kurzfristigen, egozentrischen Denken weiter der Verantwortung gegenüber zukünftiger Generationen entziehen oder umdenken und mit mutigem Handeln die Chancen künftiger Generationen auf Gesundheit, Erfüllung und Glück wiederherstellen.

Dabei geht es nicht um die isolierte Bekämpfung einzelner Krisen wie Armut, Hunger, Klimawandel oder Migration.
Wir leben heute in einer Welt, in der alles mit allem und jeder mit jedem verbunden ist.
Alles, was wir tun oder unterlassen, hat Wirkung, über Ländergrenzen und Generationen hinweg. Deswegen müssen wir als Gesellschaft gemeinsam handeln und Grundlagen für ganzheitliche Lösungen schaffen.
Wir engagieren uns auf gesellschaftlicher Ebene für einen neuen Generationenvertrag, einen Vertrag, der zum ersten Mal die Bedürfnisse kommender
Generationen und deren Herausforderungen wirklich ernst nimmt. Denn sie sind es, die die Folgen unseres Handelns und Nichthandelns einmal tragen werden.

Wir, die Unterzeichner, setzen uns für langfristige, generationenübergreifende Strategien und ganzheitliche Lösungen ein, denn die derzeitige
Planung aller großen Parteien bis 2030 ist kein Planungsmaßstab, der die Interessen der nächsten Generationen angemessen berücksichtigt.
Wir fordern die Bundesregierung auf, die folgenden 10 Forderungen ins Zentrum ihrer politischen Entscheidungen und Gesetzgebung zu stellen
und in den Koalitionsvertrag beziehungsweise ihr Regierungsprogramm auf zu nehmen.

1. Frieden: Eine Zukunft ohne Krieg ist nicht selbstverständlich. Wir fordern die Bundesregierung auf, sich für eine endgültige Abschaffung aller
Atomwaffen ein zu setzen und ein Ende des Exports von Kriegswaffen in Spannungsgebiete zu beschließen…

2. Klima: Mit allen Mitteln die Klimakatastrophe abwenden. Auch in Deutschland müssen wir unsere Anstrengungen im Einklang mit dem Pariser Klima
Abkommen massiv erhöhen. Wir fordern die Bundesregierung auf, den Einsatz fossiler Brennstoffe bis 2040 zu beenden sowie ein tragfähiges Konzept für CO2 – Besteuerung beziehungsweise Emissionshandel vor zu legen. Aus den Erträgen soll ein Zukunftsfonds aufgelegt werden, der Innovationen fördert und für künftige Generationen spart.

3. Bildung: Wir werden neue Kompetenzen brauchen. Unser Bildungskonzept stammt aus einem anderen Jahrhundert.
Im digitalen Jahrtausend brauchen wie Interdisziplinarität, die Befähigung zur Selbstbildung, Teamfähigkeit und Medientraining.
Wir fordern eine Zukunftskommission, die themenorientiertes Lernen und Lehren vom Kindergarten bis zur Universität entwickelt
und seine Umsetzung entschlossen einleitet.

4. Armutsbekämpfung: Hunger, Armut und Überbevölkerung beenden. Wir fordern die Bundesregierung auf, hier entschlossener zu handeln und die bereits gemachten Zusagen einzuhalten. Die Lösung liegt in der Durchsetzung von fairen Löhnen, einer fairen Arbeitsteilung und fairen Regeln für die
Produktion des globalen Konsums. Deutschland soll hier Vorreiter werden!
Die Bildung und Stärkung von Frauen und Kindern in Schwellen– und Entwicklungsländern mithilfe eines internationalen Bildungsprogramms
wird zur realistischen Lebens- und Bleibeperspektiven der dort lebenden Menschen beitragen.

5. Gerechtigkeit: Die wachsende Kluft zwischen Armen und Reichen verringern.
Die Altersarmut ist für einen wachsenden Teil der Bevölkerung eine reale Bedrohung.
Wir fordern die Bundesregierung auf, unter Berücksichtigung der demographischen Entwicklung,
eine Planung für das Renten- und Sozialsystem bis 2050 vorzulegen.
Wir fordern eine Steuerreform für ein gerechtes Steuersystem, mit fairen Vermögens-, Erbschafts- und Finanztransaktionssteuern und der
Entlastung Kinderreicher Familien, sowie ernsthafte Diskussion über das Bedingungslose Grundeinkommen.

6. Unternehmensführung: Unternehmen und Banken dürfen nicht gegen, sondern müssen für die Menschen und den Erhalt der Natur arbeiten.
Wir fordern die Einführung und Durchsetzung des Verbraucherprinzips und klarer Haftungsregeln auf globaler und nationaler Ebene.
Folgekosten von Krisen und Katastrophen müssen von denjenigen getragen werden, die mit hohen Risiken Gewinne erzielen und Probleme
auf künftige Generationen abwälzen. Und wir fordern ernsthafte globale Anstrengungen, damit Unternehmenssteuern in dem Land gezahlt werden,
in dem die Gewinne erzielt werden.

7. Migration: Menschen werden kommen, sie haben ein Recht darauf.
Unser Egoismus und unsere Profitgier sind unverantwortlich für die Flüchtlingsströme.
Wir müssen hier Verantwortung übernehmen und uns der Situation stellen.
Wir fordern einen Gesamtplan, der auf internationaler Ebene Vorsorge für die zu erwartenden erheblichen Migrationsströme der Zukunft trifft,
und einen Verteilungsplan, der über einen gerechten Schlüssel dafür sorgt, dass diese Menschen aufgenommen und integriert werden können.

8. Digitalisierung: Die digitale Revolution bringt Chancen und Risiken. Die tiefgreifende Veränderung von Wirtschaft und Gesellschaft
durch die Digitalisierung verlangt nach klaren Regeln.
Wir brauchen eine digitale Charta und eine superanationale Institution, die Regeln setzen und deren Einhaltung durchsetzen kann,
das gilt für die Nutzung persönlicher Daten ebenso für die Strafbewahrung von digitalen Verbrechen.
Digitale Geschäftsmodelle müssen in einen global gültigen Rahmen eingebettet werden, der jedem Bürger die Souveränität über seine Daten garantiert
und die Gefahr begrenzt, dass sich der Staat zu einem Überwachungsstaat entwickelt, der die Entfaltung der nächsten Generationen behindert.
Wir fordern die Bundesregierung auf, ein Besteuerungsmodell zu entwickeln, das den Digitalen Geschäftsmodellen Rechnung trägt,
Produktions- und Effizienzgewinne angemessen bei der Besteuerung berücksichtigt und den Wegfall von sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen
durch neue Besteuerungsraten ausgleicht.

9. Müll: Abfall darf nicht unser Hauptvermächtnis an künftige Generationen werden. Inzwischen sind die Ozeane bis in die Tiefsee mit Plastikmüll gefüllt;
für den radioaktiven Abfall aus Kernkraftwerken gibt es keine Entsorgungslösung, und Raubbau an den natürlichen Ressourcen hat ganze Regionen verwüstet und verseucht. Wir fordern die künftige Bundesregierung auf, in Zukunft nur noch solche Materialien zuzulassen, die innerhalb einer Generation
wieder natürlich abgebaut oder technisch entsorgt werden können.

10. Generationengerechtigkeit: Aufnahme in das Grundgesetz! Wir brauchen einen neuen Generationenvertrag, der diesen Namen auch verdient.
Wir fordern die Bundesregierung auf, Generationengerechtigkeit in das Grundgesetz auf zu nehmen und so sicher zu stellen,
dass Haftungsforderungen im Namen künftiger Generationen eingeklagt werden können!

Diese Handlungen sind nötig, um ein Überleben der allermeisten Lebensformen, aber sicher der Menschen, zu sichern….

Zitiert aus dem Buch: „Wenn nicht jetzt, wann dann“